Meine Arbeitshaltung
Mag. Carolin Unger-Swoboda
Ich mag Menschen und ich mag Geschichten.
Schon früh faszinierten mich Geschichten und
ihre Sprachformen in der menschlichen Beziehungsgestaltung. Bedeutsam wurde mir
zusehends auch die Erkenntnis, dass alles das, worum es sich in der
psychotherapeutischen Arbeit dreht, gleichsam Erzählungen, Geschichten,
Narrationen sind.
Geschichten, Anekdoten und Metaphern bieten
die Möglichkeit, auf indirekte, unaufdringliche und respektvolle Weise beim
Klienten erwünschte Veränderungen anzuregen. Schließlich dienen Geschichten als
Modell für das Denken, Verhalten und Fühlen.
Die Geschichten lehr(t)en mich, mich mit
Sprache, Kommunikation und anderen Elementen der Beziehungs- und
Erlebensgestaltung intensiver auseinanderzusetzen.
Die wissenschaftlichen Grundlagen konnte ich
durch das Studium der Psychologie in Wien erwerben, das therapeutische
Handwerkszeug im Rahmen meiner Psychotherapieausbildung und die Kunst des
Praktizierens in Demut und Achtung von meinen KlientInnen. In den Worten von
Woltemade Hartmann gesprochen:“ psychology and psychotherapy – studied as a
science, but practice as an art“.
Menschliche Informationsverarbeitung findet
auf verschiedenen Ebenen statt: dem bewussten und willentlichen Denken
(Planung, Analyse), den vorbewussten Werten (Glaubenssysteme wie Ideale) und
auf einer Reihe von unbewussten Ebenen, wie der Trance oder dem Traum. Diese
Ebenen sind gekennzeichnet durch gesprochene oder geschriebene Alltagssprache,
Bilder, Erinnerung von Träumen.
Geschichtenerzählen als Werkzeug
therapeutischer Veränderung wurde vor allem durch Milton Erickson bekannt, in
dessen oft wie Zauberei anmutender Arbeit es einen breiten Raum einnahm.
Hypnotherapie beschäftigt sich mit der Sprache als Zugang nicht nur zu den
bewussten, sondern auch zu den unbewussten Schichten des Denkens und nutzt die
Möglichkeit, auf mehreren Ebenen gleichzeitig mit dem Klienten zu
kommunizieren. Die Suggestion von Bildern ist ein weiterer wichtiger
Bestandteil der Hypnotherapie. Auch die Poesie bedient sich bildhafter Sprache
und ist außerdem der Musik durch den Rhythmus ihrer Worte verwandt. Menschen
beschreiben ihre emotionale Verfassung mit Metaphern.
Geschichten, Metaphern und Symbole sind
hilfreiche Elemente einer Psychotherapie. Innere Bilder beeinflussen die
emotionale Befindlichkeit eines Menschen wesentlich stärker als das kognitive
Denken. Das Bild ist prälogisch und es transportiert eine Vielzahl von
Informationen gleichzeitig.
Durch meine Ausbildung in Hypnotherapie
finden diese Elemente Eingang in mein therapeutisches Wirken.
Meine berufliche Heimat sehe ich
in der systemischen Psychotherapie.
Systemische Theorien berücksichtigen
philosophische Grundlagen und wissenschaftliche Erkenntnisse.
In der Systemischen Therapie führt das
konstruktivistische Denken dazu, dass prinzipiell nicht von Wahrheiten
gesprochen wird. Die Therapeutin stellt Hypothesen auf und schlägt neue
Wirklichkeitskonstruktionen vor, die dem System (Individuum, Familie, Paar,
Team, Organisation,...) mehr Handlungsmöglichkeiten eröffnen. Das
Hauptkriterium für eine passende Hypothese ist demnach nicht, ob es wahr, sondern
ob es nützlich ist.
In den Worten von Hermann Hesse
gesprochen:
Wahrheit kann nicht
vermittelt werden,
denn „von jeder Wahrheit ist das Gegenteil ebenso wahr“.
Insofern ist der Konstruktivismus nicht nur
ein theoretisches Gebilde für interessante philosophische Gespräche, sondern
vielmehr ein ernst zu nehmendes und – systemisch gesprochen – sehr nützliches
Modell zur Erklärung unserer Wirklichkeit. Es hat den Aufforderungscharakter,
unsere Wahrnehmungen und inneren Haltungen mehr zu hinterfragen, uns bewusster
mit dem Leben auseinanderzusetzen und uns immer wieder neu zu „er-finden“.
Zu der Erkenntnis, wie ich sie gerade
beschrieben habe, ist man nicht erst jetzt gekommen.
Schon der griechische
Philosoph Epiktet stellt fest: „Nicht die Dinge an sich beunruhigen den
Menschen, sondern seine Sicht der Dinge.“
Weiters haben die Entwicklungen in der
Kybernetik klar gezeigt, dass die Beobachtung nie unabhängig vom Beobachter ist
und dass die Beobachtungen des Beobachters immer von seinen Überzeugungen beeinflusst
sind.
Sprache spielt beim Aufbau von
Wirklichkeitskonstruktionen eine zentrale Rolle.
Sie ist deswegen so zentral, weil sie uns
nicht nur im eigenen Erleben ermöglicht, über uns nachzudenken, sondern auch,
weil sie als Medium der Kommunikation den Zugang zu psychischen Prozessen
anderer Menschen eröffnet, die ansonsten von außen undurchschaubar wäre.
Dieses Reich der Sprache bringt es mit sich,
dass wir es immer mit zwei verschiedenen Ebenen zu tun haben, mit den Dingen
und mit dem Sprechen über die Dinge.
Eine wichtige Sprachform ist der Witz. Eben
dadurch, dass der Witz sich souverän über Sinn und Logik einer bestimmten
Weltauffassung hinwegsetzt, erschüttert er die Ordnung jener Welt und kann so
zum Instrument des Wandels werden.
Kurt Ludewig hat wunderbare Leitkriterien
für therapeutisches Handeln geprägt, die mich in meinem Tun leiten und mich in
meiner Haltung den KlientInnen gegenüber begleiten:
Nutzen, Respekt und Schönheit.
Nutzen als Ziel der Therapie,
Respekt als Grundhaltung der Therapeutin und
Schönheit als Gestaltungsprinzip der Interventionen.
Respekt als Grundhaltung der Therapeutin und
Schönheit als Gestaltungsprinzip der Interventionen.